Vom EmS-Projekt zum Schüleraustausch – Ein Interview
Das E.T.A.-Hoffmann Gymnasium in Bamberg nimmt seit einigen Jahren an Europa macht Schule teil, was nun sogar zu einem Schüleraustausch mit zwei ukrainischen Schulen geführt hat. Über seine Erfahrungen mit Europa macht Schule und die Entstehung des Schüleraustauschs berichtet der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums, Herr Wolfgang Schubert.
DAAD: Herr Schubert, was hat Sie als damaliger Schulleiter motiviert, mit Ihren Schulklassen an Europa macht Schule teilzunehmen?
Schubert: Zunächst hat mir das Programm nicht allzu viel gesagt. Da ich aber eine UNESCO-Projektschule leitete, die von Haus aus internationalen Projekten gegenüber sehr aufgeschlossen ist, und selbst durch umfangreiche Auslandserfahrung (13 Jahre Auslandsschuldienst) geprägt bin, habe ich derartige Angebote immer unterstützt und versucht, sie dem Lehrerkollegium „schmackhaft“ zu machen. Dann bedurfte es aber vor allem noch einer Lehrerin, die sich der Sache annahm und sie in ihren Unterricht integrierte.
DAAD: Wie haben die Schüler/-innen Ihrer Schule auf Europa macht Schule reagiert? Haben Sie vielleicht Veränderungen bemerkt, z.B. im Zusammenhalt, im Schulalltag, …?
Schubert: Die Schüler/-innen haben sehr positiv auf die mit Europa macht Schule verbundenen Aktivitäten und Angebote reagiert, nicht zuletzt, weil damit eine vielversprechende Abwechslung vom Unterrichtsalltag einher ging. Motiviert durch die positive Ausstrahlung der Studierenden und der Begleitlehrkraft, haben sie sich neugierig und aufgeschlossen gezeigt und rasch auch bereit gefunden, eigene Ideen einzubringen, zusätzliche Zeit zu investieren oder etwa auch beim Elternabend aufzutreten (z.B. tanzend, schauspielernd). Dass sich derlei Engagement und gemeinsames Tun positiv auf den Umgang miteinander und die Alltagskultur einer Schule auswirken, steht für mich gänzlich außer Frage.
DAAD: Aus Ihrer Sicht, welchen Beitrag leistet Europa macht Schule zur europäischen Verständigung?
Schubert: Wie nahezu alle Begegnungen auf informeller, zivilgesellschaftlicher Ebene, zumindest solche, die auf Freiwilligkeit und einem Grundinteresse für andere Kulturen und Nationen beruhen, leistet Europa macht Schule einen wertvollen Beitrag zur europäischen Verständigung. Die Studierenden aus dem europäischen Ausland erhalten Einblicke in den deutschen Schulalltag und können diese mit ihrer eigenen Schulerfahrung in Beziehung setzen. Und die deutschen Schüler/-innen erhalten aus erster – junger! – Hand Informationen über die Kultur eines anderen europäischen Landes. Das erweitert ihren Horizont, erhöht das Verständnis für andere, nicht-deutsche Sichtweisen und weckt möglicherweise auch darüber hinaus gehendes Interesse an dem anderen Land. Für die Zukunft Europas ist es das Beste, was wir tun bzw. ermöglichen können: junge Menschen verschiedener Nationen zusammenzuführen!
DAAD: Die Verkettung besonders glücklicher Umstände führte dazu, dass das E.T.A-Hoffmann Gymnasium einen Schüleraustausch mit der Ukraine anbahnen konnte. Ausgangspunkt war eine außergewöhnlich engagierte, ukrainische Studentin, die im Rahmen von Europa macht Schule ein Projekt an Ihrer Schule durchgeführt hatte. Wie ist es schließlich zu dem Austausch gekommen?
Schubert: Die o.a. Studierende hat dem studentischen Verein Bamberg: UA e.V., dem sie angehört, von der überaus positiven Erfahrung berichtet. Daraus entwickelte sich – in heute nicht mehr hundertprozentig nachvollziehbarer Weise – die Idee mit dem Austausch. Dafür waren auf schulischer Seite die erwähnte Lehrkraft und meine Wenigkeit (zumal als Vater eines Sohnes, den es kurz zuvor beruflich in die Ukraine verschlagen hatte) schnell Feuer und Flamme, und auch die – neue – Bamberger Schulleitung konnte rasch dafür gewonnen werden. Auf ukrainischer Seite war es dank der Kontakte der im Verein organisierten Studierenden kein Problem, interessierte Schulen zu finden.
DAAD: Inzwischen fand der Schüleraustausch bereits zum zweiten Mal statt – ist der Austausch schon fester Bestandteil am E.T.A-Hoffmann Gymnasium?
Schubert: Das kann man mittlerweile so feststellen. Im zweiten Jahr der Durchführung (2019) ist die Akzeptanz bereits sehr hoch. Bestes Indiz: Längst nicht alle Anmeldungen konnten Berücksichtigung finden.
DAAD: Die ukrainische und die deutsche Kultur haben einige Gemeinsamkeiten, aber ebenso Unterschiede. Gibt es eine interessante oder auch lustige Anekdote, die aus einem solchen Unterschied heraus entstanden ist?
Schubert: Eine Anekdote im engeren Sinn fällt mir nicht ein. Ich denke hier aber gerne an das kollektive Staunen unserer deutschen Schüler/-innen zurück, mit dem sie auf die Improvisationskunst der ukrainischen Gastgeber bei unserem ersten Besuch im September 2018 reagierten: „Die kommen auf Lösungen, an die wir nie gedacht hätten!“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Wolfgang Schubert für die interessanten Einblicke und wünschen den Schüler/-innen und Lehrkräften des E.T.A.-Hoffmann Gymnasiums weiterhin viele schöne Begegnungen im Rahmen von Europa macht Schule und dem Schüleraustausch!
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